Wettbewerbsverfahren
Warum ein Wettbewerb?
Das Quartier Hauptgüterbahnhof bildet innerhalb der BAHNSTADT einen wichtigen neuen Stadtbaustein und soll Initiator und Impulsgeber für die weitere Entwicklung werden.
Für den Bereich zwischen Ackerstraße im Norden, Siemensgelände und Gleisen des Hauptgüterbahnhofes wird die Chance für die Entwicklung eines neuen und urbanen Stadtquartiers mit attraktiven Wohn-, zukunftsgerichteten Gewerbenutzungen, sowie einer sich aus dem Engagement „vor Ort“ gegründete Kulturnutzung gesehen.
Mit der Durchführung eines städtebaulich-freiraumplanerischen Realisierungswettbewerbs sollten die Leitgedanken der Rahmenplanung weiterentwickelt und eine konkrete städtebaulich-freiraumplanerische Perspektive erarbeitet werden. Ziel war es, die wertvollen stadtnahen Flächen langfristig als urbanes und lebendiges Quartier zu entwickeln, neue Nutzungen zu etablieren und gleichzeitig mit den umgebenden Gebieten zu vernetzen bzw. verzahnen.
Der Wettbewerb bot dabei die Möglichkeit, verschiedene Entwurfskonzepte miteinander zu vergleichen, zu diskutieren und letztendlich die beste Idee für die weiteren Realisierungsschritte auszuwählen.
Welche Flächen umfasst der Wettbewerb?
Der Entwicklungsbereich bewegt sich im Spannungsfeld zwischen der Parklandschaft des Friedhofareals, der Südseite des Hauptbahnhofes und dem aktiven Streckennetz der Deutschen Bahn AG.
Das Areal „hinter dem Bahnhof“ ist bislang überwiegend gewerblich genutzt und durch die Funktionen rund um den Hauptgüterbahnhof und den Rangierbahnhof geprägt. Die zentrale städtische Lage, die vorhandenen Infrastrukturen und die angrenzenden Landschaftsräume machen die Fläche zu einer interessanten Konversionsfläche.
Gleichzeitig sind die Herausforderungen einer Umnutzung durch die heute noch vorhandenen Nutzungen auf dem Areal und in der Umgebung, sowie die zahlreich vorhandenen räumlichen Barrieren, etwa der Gleistrassen, Straßen, vorhandenen Topografie und Einfriedungen, sehr groß.
Wie sieht die Aufgabenstellung des Wettbewerbs aus?
Mit Erarbeitung eines städtebaulich-freiraumplanerisches Konzept sollte für das Quartier am Hauptgüterbahnhof eine Zukunftsperspektive aufgezeigt werden. Darüber hinaus sollte eine Strategie entwickelt werden, wie eine Neuordnung über einen längeren Zeitraum und unter Einfluss verschiedener und nicht planbarer Einwicklungen gelingen kann.
Es soll ein Quartier entstehen, das infrastrukturell und verkehrstechnisch gut in das Stadtgefüge eingebunden ist und einen urbanen und lebenswerten Raum entsprechend der Qualitätsansprüche für alle zukünftigen Nutzer*innen darstellt.
Die Anforderungen an die Aufgabenstellung im Wettbewerb lassen sich wie folgt beschreiben:
Städtebaulich-freiraumplanerische Perspektive aufzeigen und ein besonderes, lebenswertes und lebendiges Quartier entwickeln
Es soll ein urbanes Quartier entstehen, also im Sinne einer 15-Minuten-Stadt verdichtet und in den Nutzungen gemischt und lebendig. Gleichzeitig müssen Freiräume mit hohen Aufenthaltsqualitäten entstehen, die multifunktional und flexibel nutzbar sind und gleichzeitig ökologische und klimatische Funktionen aufnehmen.
Eine Nutzungsmischung zu allen Entwicklungszeiten erlauben
Im Fokus steht eine Nutzungsmischung, die nahezu alle Bereiche umfasst. Experimentierflächen, Zwischen- oder Erstnutzer können in die Konzeption integriert werden. Auch sozial soll das neue Quartier gut durchmischt für alle Alters- und Bevölkerungsgruppen attraktiv sein.
Spuren und Identifikationsorte erhalten
Es gilt die vorhandenen Potentiale, etwa die Spuren der Nutzung als Hauptgüterbahnhof, zu nutzen und durch geschickte Umnutzungs- oder Integrationsideen zu manifestieren und so eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zu ermöglichen.
Das Quartier über die Freiräume mit der Umgebung vernetzen und vorhandene Potentiale ausschöpfen
Die Vernetzung des Quartiers mit der Umgebung ist heute unzureichend und spielt für die Zukunftsperspektive und Akzeptanz des Quartiers eine besonders große Rolle. Das neu entstehende Quartier soll räumlich vernetzt und in den gesamtstädtischen Kontext eingebunden werden.
Mobilität und Lärmschutz als wichtige Rahmenbedingungen ernst nehmen
Ziel ist auch eine Mobilitätsperspektive, die den Fokus auf Fuß- und Radverkehr und ÖPNV hat und zeitgemäße Sharing- und E-Mobilität-Angebote berücksichtigt. Dabei darf die Funktionalität der Gewerbe- und Logistiknutzungen nicht beeinträchtigt werden. Die Wohnbereiche sind autoarm zu gestalten.
Auch der Lärmschutz muss ernst genommen werden. Konflikte zwischen vorhandenen Mischnutzungen und zukünftigen Anwohner*innen sind zu vermeiden.
Strategie für eine Transformation des Areals entwickeln
Das Areal ist geprägt von aktiven Nutzungen – vor allem gewerblicher Art. Diese haben verschiedene Entwicklungsperspektiven mit unterschiedlichen Zeiträumen. Es muss also eine Strategie entwickelt werden, die es ermöglicht eine Umgestaltung des Areals zu initiieren, gleichzeitig den Bestand respektiert und eine Realisierung in zeitlich versetzten Bauabschnitten zulässt.
Ein nachhaltiges und resilientes Quartier entwickeln
Durch eine soziale Nutzungsmischung, ein intelligentes Mobilitäts- und Logistikkonzept und einen klimagerechten und klimaangepassten Städtebau kann am Hauptgüterbahnhof ein nachhaltiges Quartier umgesetzt werden. Ein besonderer Fokus liegt auf der Resilienz des Quartiers. Ziel ist ein langfristig tragfähiges, aber in Stufen umsetzbares Konzept.
Wie wird die Öffentlichkeit eingebunden?
Der Wettbewerb wurde im Dialog mit der Öffentlichkeit und mit den Akteuren „vor Ort“ durchgeführt. So führte die Stadt Braunschwieg im Vorfeld Einzelgespräche mit den verschiedenen Grundstückseigentümer*innen durch, um so deren Entwicklungsoptionen auszuloten und insgesamt in einen integrativen Prozess zu starten. Die zwei größten Flächeneigentümer*innen, die Aurelis Asset GmbH und die IntReal International Real Estate Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH, vertreten durch LIP Invest GmbH, sind als Kooperationspartner*innen auch aktiv am Wettbewerbsverfahren beteiligt.
Auch die interessierte Öffentlichkeit hatte im Vorfeld des Wettbewerbs bereits Gelegenheit, sich im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung „Zukunftsreise Bahnstadt“ am 06.11.2021 im LokPark über das Verfahren zu informieren und Anregungen und Hinweise zur Wettbewerbsaufgabe zu äußern. Die Wettbewerbsteilnehmer*innen sollten hierüber ein Gespür für die Anregungen und Belange der Bürger*innen vor Ort entwickeln und in den Konzepten berücksichtigen.
Die Ergebnisse zeigten ein breit gefächertes Zukunftsbild für das Quartier Hauptgüterbahnhof. Sie entsprechen den zeitgemäßen Themen des gesellschaftlichen Zusammenhaltes, den Aufgaben des Klimaschutzes, der Klimaanpassung und der Mobilität.
Die Anregungen sind zu großen Teilen in den fachlichen Vorgaben und Hinweisen der Auslobung wieder zu finden.