Kirchenbau bis 1799
Der nachweisbare Kirchenbau geht zurück bis auf das Jahr 1684 aufgrund einer eisernen Kirchturmfahne, die lt. Dokument des Pfarrers Hieronymi vor dem Kirchenneubau 1799 vom Kirchturm genommen wurde.
„Vormals stand auf der Mitte des Thurm=Daches eine eiserne Fahne, worin sich die Jahreszahl 1684 befand, welche also 114 Jahr gestanden ist.“1
Dieser hölzerne Kirchenturm wird im Unterbau feste Mauern gehabt haben und zum Kirchraum offen gewesen sein, „weil der Raum unter dem thurm, wo bisher in Ermangelung des nöthigen Platzes in der kirche selbst, die Häuslinge ihre Stellen suchen mußten, ferner zur Aufbewahrung der Todtenbahren dienen kann.“
Für das Dach dürfen wir durch Pastor Hieronymis Ausführungen eine regionalübliche Pyramidendachform unterstellen: „Das bisherige alte Thurmdach bestand bloß aus alten etwa 15 Fuß langen gegen einander gerüsteten Sparren, u. war an allen 4 Seiten mit Ziegelsteinen behängt.“
Obwohl die Kirchengemeinde kaum über ausreichend Geldmittel verfügte, versuchte sie den Kirchenerhalt bisher weitgehend selbst zu organisieren.
„Die Kirche mit dem Thurm ist von Steinen erbauet und wird durch ihren eigenen Mittlen in Bau und Besserung erhalten.“2
Doch bereits mit der notwendigen Innenerweiterung der Kirche durch den Bau einer Prieche, d.h. einer Empore, im Jahre 1739 fehlten 180 Taler3.
Pastor Fricke schrieb am 3.7.1744 an den Herzog: „ich weiss vor mich sonst kein Mittel, die Kirche von ihren Schulden zu liberiren, wir müssten uns sonst an die armen Bauern halten oder die Sonnenberger Kirche, welche Mittel hat, muss als filia die mater los kaufen.“
Ggf. finanziell auf die Sonnenberger Kirche zurück greifen zu wollen, wurde ab dem Jahr 1733 möglich, in dem die Gemeinden neu geordnet wurden: Timmerlah und Sonnenberg wurden als mata combinata zu einer Kirchengemeinde zusammengelegt, zu der auch Broitzem als Tochtergemeinde (bis 1953) gehörte.4
Doch der Kirchenraum bot nicht genug Platz für die Gläubigen aus Timmerlah und Broitzem, so dass über eine weitere Prieche an der Südseite im Kirchenschiff nachgedacht wurde (Bericht der Visitatoren, März 1794):
Auch es in der dasigen Kirche an dem nöthigen Platze für die Brinksitzer und Häuslinge zu Broitzen, welche nothwendig ein Gedränge, und daher öfters eine Stöhrung des Gottesdienstes veranlaßen muß. Diesem Mangel an Platz kann nicht anders abgeholfen werden, als wenn eine neue Prieche der Südseite, von eben der Größe wie die an der Nordseite vorhanden, nemlich 24 Fuß 6 Zoll lang, und 4 Fuß 8 Zoll breit angelegt wird, wodurch wenigstens 24 Stellen gewonnen werden.
Der Umbau wurde zeitnah umgesetzt.
1 Soweit nichts anderes erwähnt sind die nachfolgenden Zitate ebenfalls zu finden unter: Dokument mit Datum vom 3. Juni 1799, das Pastor Hieronymi anläßlich des Turmneubaus im neuen Turmknauf hinterlegte (Unterlagen von Herrn Aust, Pfarrarchiv(PA)Timmerlah)
2 (Die Generallandesvermessung und die Karte Timmerlahs von 1751 (1995) und Die Dorfbeschreibung Timmerlahs von 1772 (1998).
3 Cramm, F.W.: Höfe, Häuser und Menschen in Timmerlah. Timmerlah masch. 1931, Bd. 4, S. 21ff. (Cramm gibt leider seine Quellen nicht an, wahrscheinlich hat er die Unterlagen der Kreisdirektion durchgesehen.)
4 Alle Angaben zu den Kirchengemeinden nach GOV (Bd. 1: Broitzem S. 107, Bd. 2: Bleckenstedt S. 506, Sonnenberg S. 585 und Timmerlah S. 622f.).