Ass 6 Heuer
Das Hirtenhaus No. 6. (Anmerk.d.Verf.: Cramm bezifferte mit No.40, was so nicht nachzuvollziehen ist) Dieses war früher Eigentum der Gemeinde und ist ein Doppelhaus. Die östliche Hälfte war an zwei Familien vermietet. Nach Westen hausen der Kuhhirt und Schweinehirt unter einem Dache. Dieses waren, als die Separation begann, Conrad Gröper, der die vordere Wohnung inne hatte, und Hennig Bührig, der hinten hauste – und einen Sohn Heinrich hatte, der kurzweg „Plente“ hiess, eine lustige bewegliche Figur, dem die Zunge lose und der Schalk im Nacken sass. Von ihm ist vielleicht nochmal in diesen Blättern die Rede, wenn Meister Roloff Wort hält und mit einige von Plentes Kapriolen erzählt. Nach der Separation wurde das Haus verkauft. Die vermietete Hälfte wurde von dem Stellmacher Fettköter aus Braunschweig gekauft, der hier die Witwe Lages heiratete, deren einer Sohn Stellmacher, der andere Schneider war.
Nach Fettköters Tode übernahm Heinrich die Stellmacherei. Dessen Sohn lernte zwar das väterliche Handwerk, übernahm aber das Geschäft nicht, weil er keine rechte Lust – zur Arbeit hatte.
Er wanderte, nachdem er einige Jahre städt. „Nachtrat“ gewesen war, nach Berlin aus.
Von Lages übernahm die Stellmacherei Wilhelm Könnecke aus Lelm jetzt Wenden (1898 – 1901) und von diesem Fritz Heuer, dessen Heimat Lamspringe ist, der seine erste Frau hier durch den Tod verlor und sich wieder verheiratete mit Emma, geb. Meier aus Carmissen Kr. Marienburg. Drei Söhne, 2 aus erster, 1 aus zweiter Ehe, sind hier geboren. Von den ersten beiden hat der jüngere das väterliche Handwerk erlernt und ist bei ihm tätig.
Die westliche Hälfte wurde nach Aufgabe der Weidewirtschaft, also nach der Verkoppelung – erst verpachtet und zum Backhause gemacht. Unter den ersten Pächtern war einer namens Fuhrbrot – ein drolliger Name, der in der heutigen Zeit den Bäckern eher auf den Leib geschrieben gewesen wäre, wo die Bäcker einen regen Brothandel per Wagen in die Stadt haben. Als Louis Maue aus Wolfenbüttel Pächter war, für ganze 36 Tl im Jahr, machte ihm die Gemeinde den Vorschlag, die Bäckerei zu kaufen. Er ging darauf ein und war hier Bäcker bis zum Jahre 1913, wo er an den jetzigen Besitzer Hermann Strube aus Ahstedt – Garmissen, verkaufte. Einen Kriegsschaden an seine Gesundheit hat dieser gut überstanden. Er hat mit Hilfe seiner unermüdlichen Frau, Emmy geb. Müller, leider ohne es ihr recht zu danken, aus dieser Stelle, man kann sagen, eine kleine Goldgrube gemacht. Ihnen sind 2 Söhne geboren, von denen Curt, der ältere, Bäcker lernt.
Der alte Maue war zweimal verheiratet und hatte aus erster Ehe, die nicht gerade glücklich war, was nicht die Schuld der Frau gewesen, einen Sohn behalten, der körperlich und geistig zurückgeblieben war und der für die zweite Frau eine grosse Last war, zumal als er älter und stets ungezogener wurde. Er starb 1925 45-jährig, vor seinem Vater, der nahezu 86 Jahre alt wurde und ganz auf fremde Hilfe, in erster Linie die seiner Frau, in den letzten Jahren angewiesen war, da er sacht das Augenlicht verlor und zuletzt ganz erblindete. Dass die alte Mutter bei soviel Jammer und Arbeit - Pflege der beiden Kranken, Hausarbeit und Arbeit auf Lampes Hofe, (um „einen Groschen zu verdienen“) oft konfus geworden ist, und die Lust zum Leben verloren hat, ist zu verstehen. Man kann es als eine gnädige Fügung des Schicksals bezeichnen, dass die beiden Männer vor ihr starben und sie damit, wo der Herr ihr noch einige Jahre beschert hat und wohl weitere schenkt, das Glück hat – hoffentlich – durch einen ruhigen Lebensabend für alle Plage und Sorge und manche bittere Träne entschädigt zu werden.
Zum Schluss noch eine interessante Gegenüberstellung der Backpreise von einst und jetzt:
Backpreise | früher | heute |
Brot | 5-10 Pf | 20 Pf |
Semmel | 10-15 Pf | 40 Pf |
Kuchen | 10-25 Pf |
50 Pf (60) |
Nachdem der Hermann Strube die Bäckerei 1913 übernommen hatte wurde die Bäckerei in Timmerlah eine "Institution". Nicht nur gute Backwaren gab es hier. Hier wurden auch die Kuchen der Bürger gebacken. Sie brachten den Teig auf dem Backblech durch das Dorf hierher und holten später ihre duftenden Kuchen wieder ab. - Das war damals eine Selbstverständlichkeit.
1944 ereilte die Familie während des Bombenangriffs ein sehr schwerer Schicksalsschlag. Eine Bombe zerstörte das gesamte Haus und begrub fast die ganze Familie unter sich.
1948 wurde das Haus provisorisch wieder aufgebaut und der Bäckereibetrieb wurde fortgeführt bis 1964. Dann übernahm Kurt die Bäckerei von seinem Vater Hermann.
Der Geschäftsbetrieb wurde endgültig aufgegeben am ....