Ass 38 Dorfschmiede

Dorfrundgang Symbol© Heimatpfleger B.Aumann

Sie finden im Rahmen des "Beschilderten historischen Dorfrundgangs in Timmerlah" am Haus von Timmerlahstr. 110 das Hinweisschild "Alte Dorfschmiede".

Das Schild ist hier am Ende des Artikels abgebildet.

Ursprünge

Ass.38 Schlüter© Plan 1866 Separation Wolfenbuetteler Staatsarchiv

Haus No. 38. Schmiede und Gastwirtschaft. Die Schmiede gehörte zuerst dem Schmiedemeister Conrad Hoyer, verheiratet mit Anna Dorothea Möhle aus Lengede (10.1840) der aus Wahle war, wo sein Vater eine Schmiede hatte, und dessen älteste Tochter den Schmiedemeister Heinrich Schlüter aus Weddingen (Prov. Sachsen) heiratete. Dieser war ein kenntnisreicher, praktischer und geschickter Handwerker. Ihm eignete auch eine seltene Geschäftstüchtigkeit. Es war die Zeit gleich nach der Separation, wo durch den Umschwung in der Bewirtschaftung und Bearbeitung der Felder besser und zweckmässiger eingerichtete Geräte angewandt werden mussten; das brachte für den tüchtigen Schmied Arbeit. Dazu hatte er auch die Arbeit an der Bahn von Braunschweig bis nach Siersse, d.h. die Reparaturen an Karren, Stopphacken, Laschen usw. . 1/2 Dtzd Gesellen fanden bei ihm Beschäftigung.

Doch damit hat er sich nicht nur "Freunde" gemacht.

Eine Zeitzeugenaussage von Horst Buchtenkirch ("Diese Geschichte ihres Großvaters hat mir meine Großmutter Anna Hinrichts oft erzählt.“ ): „Friedrich Wilhelm Conrad Heuer hatte sich das Wohlwollen seines Landesherren, Herzog Wilhelm von Braunschweig (1830/1-1884), erworben. Als er in Timmerlah eine Schmiede eröffnen wollte, wurde ihm dieses verweigert. Er ging daraufhin zu seinem Herzog. Dieser gab ihm die Hand, befahl die sofortige Genehmigung und lud ihn an seine Tafel. Als dann Beamte, auch andere und Bauern aus Timmerlah weitere Schwierigkeiten machten, ging er erneut zum Herzog. Dieser kam einige Tage später nach Timmerlah und schenkte ihm die Kruggenehmigung: „... und wenn man Ihn noch weiter schikaniert, bekommt Er noch mehr!“ Man hat ihn nicht mehr schikaniert.

Ass.38 Restauration Schlüter© Postkarte Eigentum J.Priegnitz

Mit der Schmiede konnte er später eine Schankwirtschaft verbinden. Auch dabei zeigte es sich, dass er anpassungfähig war und auf die Wünsche der Gäste Rücksicht nahm, was sich zum Nutzen seines Geldbeutels auswirkte.
Ueber einen Bruder in Australien, kam er sogar dazu Lieferant australischen Weines zu werden.
Lange Jahre hat der alte Meister auch dem Landwehr-Verein vorgesessen und das Wort Kameradschaft hatte für ihn einen tiefen Inhalt.

Ass.38 Schlüter Postkartenausschnitt 19.Jhd.© Postkarte J.Priegnitz

Er hatte 3 Söhne, die Töchter verstarben früh - deren ältester die Schmiede bekam und sich gut, man konnte fast sagen reich verheiratete, war doch Oelper die Heimat der geb. Meier. Dieser starb im Weltkriege fern der Heimat im Rheinland.
Der mittlere war Gastwirt im „ Goldenen Löwen“ am Hagenmarkt in Braunschweig und der jüngste – verheiratet mit der Tochter von H. Behrens (58) war Inhaber einer Destillation am Wollmarkt. Auch diese beiden Söhne sind schon verstorben.
Der Erbe der Schmiede - des ältesten Sohnes einziger Junge - übernahm wohl das Geschäft, arbeitete sich aber nicht ein, weil ihm die ganze Sache nicht ernst war. Erst verpachtet, klingt heute kein Hammerschlag mehr darin, bläst kein Blasebalg mehr das Feuer an, stieben vom Amboss her keine Funken mehr durch den rauchgeschwärzten Raum.

Ass.38 frühes Foto© Eigentum J.Priegnitz

Mehrere Pächter sassen in Schmiede und Gastwirtschaft.
Der erste Käufer der Wirtschaft war ein früherer Landwirt Fickendei aus Kl. Heere, Kr. Marienburg, der bald verstarb.
Heute hat das Grundstück der Schmiedemeister Fr. Stockmann, der früher in Esbeck, Kr. Helmstedt, sein Gewerbe ausübte. Er kam nicht zu genügend Kundschaft und blieb ihm nichts anderes übrig, als die „ Bude“ zu zumachen.
In der Wirtschaft verkehren in der Hauptsache Leute vom Reichsbanner (- Schwarz – Rot – Gold -, der Schutztruppe der Republik, im Grunde genommen der Sozialdemokratie), wie auch der „freien Turnerschaft“ die bei Stockmann ihre Turnabende abhält und der die Leibesübung dazu dient, die Jugend frühzeitig sozialistisch zu beeinflussen und in die Hand zu bekommen. Ein dritter Verein, der dort sein Versammlungslokal hat, ist der Gesangverein, dem man aber bis heute noch nachrühmen kann, dass ihm die Pflege des Gesanges und das herrliche deutsche Lied vor dem Parteigedanken und dem Pazifismus der Internationale steht; nicht zuletzt der Verdienst seines Dirigenten des Postbeamten, früheren Militärmusikers, Lindenberg aus Braunschweig, den ich im zweiten Kriegsjahr in Hameln als Feldwebel der 3. Comp. kennen lernte, sauber als Mensch, kameradschaftlich als Soldat.

Ass.38 Dorfschmiede ca. 1930© Foto J.Priegnitz

Hinweisschild "Alte Dorfschmiede"

© Heimatpfleger B.Aumann

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