Ass 32 Schridde

Ass.32 Lages später Schridde© Plan 1751 Wolfenbuetteler Staatsarchiv

Mit diesem Hause verknüpft sich die Geschichte eines Mannes, der in und um Timmerlah mal eine grosse Rolle spielte und es erwarb, als aus dem reichen Manne anfing ein armer zu werden.

Ludwig Lages, geb.1836, war Knecht und heíratete die einzíge Tochter der Klageschen Eheleute (1866), denen das Anwesen gehörte in dem jetzt der Malermeíster Erwín Behrens wohnt. Lages lernte später Hausschlachter und war während der Messe Hausmann in einem Gewölbe auf der Poststrasse.

Seine Schwiegermutter beerbte den Lotteríe-Kollekteur Brandes in Braunschweig, dem man allerlei üble Geldgeschäfte nachsagte und von dem man munkelte, dass er auch bei der Gewinnauszahlung nicht immer reell gewesen wäre.

Lages liess seinen ältesten Sohn die Landwirtschaft erlernen. Er, der 85 000 Thl sein eigen nannte, wollte aus seinen Kindern auch etwas machen. Bei diesem brauchte er nicht viel davon, denn dessen Leben endigte bei einer Schlägerei auf dem Schlüterschen Saale, wo er von einem “Schweizer“ durch einen Messerstich tötlich verletzt wurde.
Auch der zweite Sohn kam in die Landwirtschaft, diente bei einem Garderegiment und heiratete später die Witwe des Schützenhauswirtes auf der Hamburger Straße.

Der Vater wurde Spekulant, baute Häuser, wobei ein Polier Markmann seine rechte Hand war. Auch der Geschäftsführer der Broitzemer Ziegelei (früher Bautler) K . . . ze spielte bei diesen Geschäften eine Rolle.
Die Stadtfreundschaft hielt den Mann warm – darunter viel gewissenloses Volk, das den in Geld- und Baugeschäften so unkundigen Mann auszog, dass in wenigen Jahren das viele Geld wie Butter in der Sonne zerrann.
Als es abwärts ging, verlangte der Sohn sein Erbe, das bei den grossen Verlusten des Vaters schon nicht mehr hoch ausfiel.
Seine vernünftige arbeitsame Frau wusste damit etwas anzufangen. Sie betrieb, und das ist heute noch so, damit wieder ihr altes Gewerbe, indem sie auf den Märkten mit Pfeffernüssen „aussteht“.
Der Mann war aber auch kein Müssiggänger und arbeitet heute noch auf der Mühlenbauanstalt.

Die Lages-Tochter, ein Goldfisch, wurde von einem Thüringer Gutsbesitzer, der Reserve-Leutnant war, geangelt und mit allerlei Pomp in der hiesigen Kirche getraut. Beiden Teilen wurde bald klar, dass man sich betrogen hatte; auch war man wirtschaftlichen Dingen nicht gewachsen und musste das Gut bald anderen überlassen. Der Mann machte später seinem Leben ein Ende und die Frau musste sich wieder an harte Arbeit und saures Brot gewöhnen.

Der alte Lages hatte sich später den Rieck’schen Hof gepachtet (ohne Länderei) und kaufte die Gieseck’sche Brinksitzerstelle, die früher einem Asmer, der bei Waterloo mitgekämpft hatte, gehörte.
Asmers sassen hier schon 1772.

Als es mit dem Reichtum zur Neige ging, musste Lages sehr bald die Wahrheit des Sprichwortes erfahren, dass in der Not 1000 Freunde auf ein Lot gaben. Sein Sturz und seine beginnende Armut, vielleicht auch die Einsicht und Erkenntnis, sein Leben selbst verpfuscht zu haben und natürlich das seiner Kinder mit, drückten ihn und liessen ihn zuletzt Hand an sich selbst legen.

Als der Nachlass zur Versteigerung kam, kaufte Haus und Garten der Wegewärter Frítz Schridde (geb.1854) verheíratet mit Dorette geb. Voges aus Denstorf, der früher auf Voges Hofe (No .23) erst Junge und später Grossknecht gewesen war. Letzten Posten hat er auch auf Voges Hofe (No. 27) bekleidet. Ehe er an die „Strasse" kam, gíng er zur Eisenbahn.

Dort hat auch sein älterer Junge wieder eine Stelle. Seine 3 Töchter sind alle auf Voges-Crammshofe im Dienst gewesen. Die jüngste - Else - verheiratet mit Otto Westphal aus Broitzem, hat die Stelle übernommen.
Schridde, dessen Frau schon lange tot ist, hat als Pensionär einen sorglosen Lebensabend, da er auch vom eigenen zehren kann. Er war zeitlebens ein fleissiger und strebsamer Mensch, stets auf seinen Vorteil bedacht. Bis vor einigen Jahren hat er treu zu unserem Hof gestanden, vor allem in der Kriegszeit ist er meiner Frau viel wert gewesen.

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