Besonderheiten der Timmerlaher Mühle

1. Jalousieklappenflügel

Muehle Timmerlah von Sueden© Braunschweigische Heimat Nr.2 Mai 1933

Eine Besonderheit ist auf dem Bild erkennbar, die Jalousieklappenflügel, die eigentlich typisch für Holländerwindmühlen waren.

„Zunächst bei den Holländer- windmühlen, später auch bei anderen Mühlentypen, verbreiteten sich die Jalousieklappenflügel oder, wie sie auch genannt werden, die Jalousieflügel. Hier wird die Flügelfläche durch Jalousienklappen gebildet. Sie können senkrecht zum Wind gestellt werden und bilden damit eine Flügelfläche. Nach Beendigung der Arbeit werden sie wieder waagerecht gestellt, so dass der Wind ungebremst hindurchwehen kann. Dieser Typ kann während der Drehbewegung der Flügel, also während des Betriebes, über einen zentralen Verstellmechanismus angesteuert werden, so dass zur Verstellung der Jalousien die Mühle nicht abgebremst werden muss.

Damit war es möglich, schneller und auch automatisch mittels Fliehkraftregelung auf die unterschiedlichen Windstärken zu reagieren und die Maschine „Windmühle“ nicht so stark den schwankenden Drehzahlen durch böige Winde auszusetzen und damit einen gleichmäßigeren Lauf zu erreichen. Der aus dem Flügelwellenkopf herausragende Verstellmechanismus der Jalousien wird Spinnenkopf genannt.

Diese Entwicklung setzte sich vor allem in den mittleren Bereichen von Deutschland durch, in den Niederlanden gibt es weitgehend Segelgatterflügel. Paltrockwindmühlen sind im mittleren Deutschland bauartbedingt mit Windrose und Jalousienflügeln ausgestattet.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es an den Flügeln mehrere Verbesserungen aerodynamischer Art, da Überlegungen aus der Aerodynamik der Flugzeugflügel auf Windmühlenflügel übertragen wurden. Diese haben sich aber nur sehr vereinzelt durchgesetzt und fanden erst bei der Entwicklung der neuen Windkraftanlagen größere Anwendung.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Windm%C3%BChle)

2. Stertverdrehung

Muehlenkoerper drehbar dank Rollen© www.mühleasel.de

Eine weitere technische Besonderheit der Timmerlaher Rollbockmühle war deren „Stertvordrehung und die Außentreppe zum Mahlboden“

Durch die Stertverdrehung, dem Krückwerk mit dem Rollendrehkranz, war es möglich, die Mühle in den Wind zu drehen und so bei jeder Windrichtung nutzen zu können.

Dazu schreibt Erik Tijman, Deventer (Niederlande): „Die Entwicklung des Paltrocks begann wahrscheinlich in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Eine erste Ausführung war möglicherweise die Rollbockmühle. Bei dieser Art wurde bei der Umwandlung einer bestehenden Bockwindmühle der Bock entfernt und durch eine steinerne Ringmauer ersetzt. Der Mühlenkörper wurde mittels Rollen drehbar gemacht zwischen zwei rundgebogenen Ringen aus Flacheisen.

Stert der Paltrockmuehle© Quelle www.mühleasel.de

Als immer mehr von diesen Mühlen erschienen, ging man dazu über, die Ringe aus Gusseisen mit Befestigungsösen herzustellen. Diese Ringe sind aus mehreren Segmenten aufgebaut. Unter anderen die Unternehmen A. Wetzig aus Wittenberg und Karl Kühl aus Rogasen (Posen) stellten diese Ringe her.

Obwohl der Mühlenkörper unverändert blieb, war durch den Umbau doch ein zusätzlicher Raum im Erdgeschoss geschaffen. Kühl machte viel Aufmerksamkeit, um die Vorteile einer solchen Mühlenkonvertierung bekannt zu machen. Im “Deutschen Müller” vom November 1882 widmet er einen Artikel mit Querschnittzeichnung dieser Art Mühlen. Verschiedene Vorteile und Bequemlichkeiten wurden in dem Artikel gezeigt.(...) Die bisher bekannten Rollbockmühlen erhielten nach der Konvertierung die Stertvordrehung und die Außentreppe zum Mahlboden“(„Der Mühlstein“ Regionalausgabe für Niedersachsen und Bremen, 28. Jahrgang Mai 2011 Heft 50, Erik Tijman).

Unsere Mühle kommt aus Wurzen/Sachsen

Diese Mühle, die wahrscheinlich aus dem 18. Jahrhundert stammte, kam aus Wurzen in Sachsen. Das war an mehreren Einzelheiten sichtbar: so verlief die Treppe auf der rechten Seite, was in Niedersachsen ungewöhnlich ist. Sie wurde 1899 von einem Teutloff nach Timmerlah umgesetzt. Ich vermute, dass die Mühle an ihrem ursprünglichen Standort in Wurzen bereits umgewandelt worden war zur Rollbockmühle, da es dort einige ähnliche Mühlen gab, die zu Böhlitz (* ~ 1830) und Roitzsch (* ~ 1835, Umbau vor 1891). Im Vergleich zu diesen beiden Mühlen wäre es möglich, dass die Mühle zu Timmerlah ohne Zentrierzapfen ausgeführt wurde. Kleine seitliche Beläge auf beiden Seiten des Körpers überdachten das Krühwerk mit den Rollen, in der gleichen Weise wie in Roitzsch.“(„Der Mühlstein“ 28. Jahrgang Mai 2011 Heft 50, Erik Tijman)

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